Mittwoch, 06.11.2024

Short Squeeze: Wenn der Markt die Leerverkäufer in die Enge treibt

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Andreas Mulch
Andreas Mulch
Andreas Mulch ist ein vielseitiger Redakteur, der sowohl für politische als auch kulturelle Themen brennt.

Ein Short Squeeze ist ein gefürchtetes Phänomen unter Short-Sellern, da er zu herben Verlusten führen kann. Dieser Beitrag erklärt, wie ein Short Squeeze im Zusammenhang mit Short-Selling genau funktioniert, wie Marktteilnehmer einen Short Squeeze absichtlich herbeiführen können und welche Auswirkungen er für alle Beteiligten hat.

Was ist ein Short Squeeze?

Ein Short Squeeze entsteht, wenn sogenannte Short-Seller (auch Leerverkäufer genannt), die auf fallende Kurse gesetzt haben, die entsprechenden Assets zwangsverkaufen müssen, weil der Kurs des Assets wider Erwartungen gestiegen ist.

Short-Seller leihen sich dabei Assets, z.B. Aktien, weil sie erwarten, dass deren Kurs fällt. Sie verkaufen die geliehenen Aktien deshalb sofort und hoffen, dass sie sie zu einem späteren Zeitpunkt – wenn der Kurs gefallen ist – wieder zu einem geringeren Wert zurückkaufen können und somit Gewinn machen.

Steigt jedoch der Kurs der Aktie, bedeutet das, dass der Rückkaufswert höher ist als der Verkaufswert. Das führt dann zu Verlusten und zwingt die Anleger dazu, den Leihvertrag aufzulösen, um ihre Verluste einzudämmen – man spricht dann vom Short Squeeze, weil die Investoren in diesem Szenario stark unter Druck geraten und gezwungen sind, schnell zu handeln.

Wie kommt es zum Short Squeeze und welche Auswirkungen hat er?

Der Hintergedanke beim Short-Selling ist, dass Investoren selbst bei fallenden Kursen profitieren können. Es handelt sich dabei um eine sehr riskante Anlagestrategie, die vor allem von institutionellen Investoren und Hedgefonds gerne genommen wird, um die Gewinne zu maximieren.

Die Investoren leihen sich dabei meist im großen Stil Aktien, z.B. für 1 Million Euro. Diese verkaufen sie sofort für 1 Million Euro. Sie erwarten, dass der Kurs fällt und warten ab, wie sich dieser entwickelt. Fällt der Wert der verkauften Aktien z.B. auf 900.000 Euro, kaufen sie sie zurück und machen mit diesem Geschäft 100.000 Euro Gewinn. Daraus wird ersichtlich, dass bei steigendem Kurs ein Minusgeschäft entstehen würde.

Dass Großanleger und Hedgefondsmanager dadurch stark in Bedrängnis kommen können, zeigt ein prominenter Fall aus dem Jahr 2021. Dort haben Investoren auf fallende Kurse bei der Gamestop-Aktie gesetzt.

In Internetforen haben sich jedoch zahlreiche Kleinanleger zusammengetan und Gamestop-Aktien gekauft. Das hat den Kurs stark nach oben getrieben und die Hedgefonds waren dazu gezwungen, ihre Short-Positionen aufzulösen, um ihre Verluste gering zu halten. Dennoch beliefen sich die Verluste mancher Hedgefonds damals auf einige Milliarden Dollar.

Dieses Phänomen hat sich ebenfalls bei der Gamestop-Aktie diese Jahr im Mai wiederholt. Viele Kleinanleger haben sich wieder darauf abgestimmt, die Aktie zu kaufen und damit die Hedgefondsmanager und Short-Seller zu ärgern. Diese Strategie des verabredeten Aktienkaufs kann immer wieder auch bei anderen Aktien beobachtet werden, und zeigt, dass Kleinanleger in der Masse die Großanleger in Bedrängnis bringen können.

Welche Chancen bietet ein Short Squeeze?

Ein Short Squeeze kann für Short-Seller ein finanzielles Desaster sein, aber andere Marktteilnehmer können davon profitieren. Am Beispiel der oben genannten Gamestop-Aktie sieht man, dass davon die Kleinanleger profitierten. Denn mit dem Kauf von Aktien trieben sie deren Kurs in die Höhe und konnten sie somit mit Gewinn wieder verkaufen.

In diesem Szenario gewinnen demnach Long-Seller – Investoren, die auf steigende Kurse setzen. Dabei kaufen sie Aktien, aber anders als Short-Seller verkaufen sie diese nicht, sondern behalten sie im Portfolio. Steigt der Kurs, verkaufen sie die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn oder erhalten von den Unternehmen eine Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden.

Fazit: Ein Short Squeeze ist nur für Short-Seller ein Problem

Ein Short Squeeze führt dazu, dass Short-Seller ihre Positionen auflösen müssen, da sie auf fallende Kurse gesetzt haben, aber die Kurse dann tatsächlich steigen. Das führt bei den Short-Sellern zu Verlusten und diese geraten unter Druck. Sie müssen schnell handeln, um ihre Verluste zu begrenzen.

Durch im Internet verabredete Aktionen kommt es immer wieder zu Short Squeezes bei Aktien. Dabei sprechen sich viele Kleinanleger ab zu einem bestimmten Zeitpunkt Aktien eines bestimmten Unternehmens zu kaufen. Das führt zu steigenden Kursen und kann Hedgefonds in Bedrängnis bringen, wie die Gamestop-Aktie im Jahr 2021 eindrucksvoll gezeigt hat. Andere Marktteilnehmer – allen voran die Long-Seller, die auf steigende Kurse setzen – profitieren von Short Squeezes, da sie bei steigenden Kursen Gewinn machen. So balanciert sich am Ende der Markt immer wieder von selbst aus.

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